Bielefelder Spezialitäten
Bielefelder Spezialitäten: Köf II und Köf III mit besonderen Signaleinrichtungen

Die „Bielefelder Kreisbahnen“ betrieben von 1901 bis 1956 ein meterspuriges Netz in Bielefeld, zu dem auch ein wenig Normalspur- bzw. Dreischienengleis in Bielefeld Ost (Kreisbahnhof, nahe Eckendorfer Str. bis Miele-Werk) sowie u. a. eine normalspurige Kleinlok, die BkrB „10“ (O&K 21363) gehörte. Nach Stillegung der Bielefelder Kreisbahnen wurde die regelspurige "Sudbrackbahn" rund um den Kreisbahnhof ab 01. November 1957 von der Deutschen Bundesbahn betrieben, bis 2002 auch hier der Verkehr eingestellt wurde.


Köf 6368 mit elektrischer Schelle kreuzt im Jahr 1966 die Straßenbahngleise auf der Herforder Straße. Ein Jahr später ist sie am Bahnübergang Eckendorfer Straße zu sehen (Bilder von Helmut Beyer).
Die Verkehrssituation stellte sich wie folgt dar: Die Strecke kreuzte zunächst die Eckendorfer Str., um dann in die Walther-Rathenau-Str. (B 61) einzufädeln und dort erst die Herforder Str. (B 61) samt - bis 1971 vor Verlegung der Stadtbahn in den Tunnel - doppelgleisiger Straßenbahnstrecke zu kreuzen und dann mittig über die Beckhausstr. bis zur Brüggemannstr. mit den Kraftfahrzeugen auf der Straße zu verkehren (vgl. Google Maps).

Angesichts dieser ungewöhnlichen Verkehrssituation, die viele Kfz-Lenker im dichten Verkehr überforderte, kam es immer wieder zu kleineren Schäden und damit verbundenen entsprechenden Zeitverlusten (Züge haben keine Bremsleuchten, Kfz-Lenker sind Gegenverkehr im eigenen Fahrbahnraum nicht gewohnt). Aus diesem Grund hatte die Deutsche Bundesbahn hier nur solche Köf II eingesetzt, die mit elektrischer Glocke für den Betrieb auf Nebenbahnen (Läutetafeln) ausgerüstet waren. Ein Bildnachweis existiert zumindest von Köf 6368.



332 012-4, 333 015-6, 333 046-1 und 333 097-4 (Foto Helmut Beyer) mit Bielefelder Signalleuchten.
Die später eingesetzten Köf III wurden mit Rundumkennleuchten gem. StVZO (vulgo: Gelblichtern) ausgerüstet. Dazu wurden an den vorderen Führerhausecken Stangen angebracht, an deren oberem Ende die Warnleuchte aufgesteckt wird. Unten an der Leuchte ist eine Flügelmutter, mit der sie auf dem Stecksockel befestigt wird. Diese Vorrichtung gab den kleinen Loks das Aussehen von "Geweihstangen" und war einmalig für den Standort Bielefeld. Nachgewiesen ist diese Art der Ausführung zumindest für die 332 012-4 sowie die 333 015-6, 333 046-1 und 333 097-4. Waren die Loks nicht für die Sudbrackbahn im Ein-satz (also bei Verwendung an anderen Orten oder bei Aufenthalten im AW), so wurden die Gelblichter entfernt und vermutlich im Führerstand sicher verstaut. Auffallend ist, dass es zwar mehrere Loks mit den Stangen gab, jedoch immer nur eine Loks mit Gelblichtern zum Einsatz kam und auch in der Abstellung in Bielefeld jeweils nur eine Lok mit Gelblicht angetroffen werden konnte.

Nach Auswertung der Fotonachweise für die Stangen ergibt sich, dass

333 097-4 mindestens von 07/1976 bis mindestens 10/1981
332 012-4 mindestens von 07/1984 bis mindestens 05/1992
333 015-6 mindestens von 06/1988 bis mindestens 08/1997
333 046-1 mindestens von 03/1995 bis mindestens 03/2000

„Geweihstangen“ getragen haben. Einzig die älteste Lok des Quartetts, 332 012, hat bis heute überlebt, während ihre Schwestern inzwischen verschrottet wurden.

Diese Ausrüstung darf nicht mit den Einrichtungen zur Funkfernsteuerung (FFS), die ab Mitte der 1980er Jahre mit 261 240, 261 241 und 261 839 erprobt wurden, oder den SST-Fahrzeugen (Selbsttätig Signalgeführtes Triebfahrzeug; einer Art "Funklok", erprobt mit 364 448 und den Kleinloks 335 013-9 ("SST-Lok 2") und 335 015-4 ("SST-Lok 3") sowie -nach Ausmusterung- der Gremberger 333 043 ("333 SST-Lok")) verwechselt werden.

Die in Bielefeld als Vertretung der Köf III gelegentlich eingesetzten V 60 hatten diese Warnleuten nicht, mussten aber ebenfalls für den Einsatz auf der Sudbrackbahn präpariert werden: Sie passten nach Aussage mehrere Lokführer nur ohne "Schornsteinaufsatz" unter der Brücke an der Herforder Str. durch... Aber das ist eine andere Geschichte.

Eventuell tauchen ja auch in Leserkreisen noch weitere Bilder zu anderen Fahrzeugen auf? Über Ergänzungen und Korrekturen freuen sich der Autor und die Redaktion von deutsche-kleinloks.de. Diese können uns gerne per Mail mitgeteilt werden. Dank auch an Werner, Nobbi, Rolf Köstner und Martin Welzel aus dem Historischen Forum von Drehscheibe-Online für ihre konstruktiven Ergänzungen.

Text und Bilder (soweit nicht anders angegeben): Peter Flaskamp-Schuffenhauer

Quellen:
"Bielefelder Kreisbahnen" bei www.schmalspur-ostwestfalen.de
Eintrag HiFo bei DSO vom 10.01.2008
Eintrag HiFo bei DSO vom 11.01.2008
Eintrag HiFo bei DSO vom 16.01.2008
Eintrag HiFo bei DSO vom 28.05.2011



Der Text erschien bereits am 05.03.2015 in leicht geänderter Form mit weiteren Bildern in diesem Beitrag im Historischen Forum von Drehscheibe-Online.

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