Entwicklung

Sammlung Stefan Lauscher Initiator der Entwicklung der Einheitskleinlokomotiven war die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft. Nach der erfolgreichen Einführung der Maschine meldeten schnell auch industrielle - später auch militärische - Abnehmer ihr Interesse an. Im Rahmen der ab Mitte der 1930er Jahen folgenden Aufrüstung erhielten entsprechend zahlreiche industrielle Abnehmer und militärische Stellen Einheitskleinlokomotiven.

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Einheitskleinlokomotiven der Leistungsgruppe II noch weiter gebaut. Größter Abnehmer war mit der Deutschen Bundesbahn auch hier eine Staatsbahngesellschaft. Die DB beschaffte zwischen 1948 und 1965 noch 736 Einheiten.

Zwar wesentlich früher - bereits ab 1946 - belieferte Deutz die Industrie mit Maschinen aus Losen für die Deutsche Reichsbahn, die im Krieg nicht mehr fertiggestellt werden konnten. Die Stückzahlen waren aber im Gegensatz zu den Staatsbahnaufträgen deutlich geringer.

Die Industrie verlor bereits Mitte der 1950er Jahre das Interesse an dieser Konstruktion. Das Bundesbahnzentralamt (BZA) München trat Mitte der 1950-er Jahre an die badische Firma Gmeinder heran, um gemeinsam mit dieser eine leistungsstärkere Kleinlok zu entwickeln. Diese sollte vorrangig Aufgaben von noch in Dienst stehenden Vorkriegs-Diesellokomotiven (z.B. V 20, V 36) übernehmen. In der Konzeption der Maschine war aber von Anfang an auch der Übergabedienst und leichter Nebenbahndienst vorgesehen. Von der Leistungsgruppe III wurden bis ins Jahr 1978 insgesamt 571 Fahrzeuge an die Deutsche Bundesbahn geliefert, die von Gmeinder, Orenstein & Koppel und Jung Jungenthal gebaut; Gmeinder konnte vereinzelt auch "Köf III-ähnliche" Lokomotiven an die Industrie absetzen.


Lieferungen an Deutsche Staatsbahnen


Kleinlokomotiven der Leistungsgruppen I, II und III. Rechts unten die "Kdl", die Kleinstdiesellok der DB.

Die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft (DRG) begann Anfang der dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts mit der Beschaffung und Erprobung der ersten Kleinlokomotiven. Dabei wurden gerade die ersten Loks genutzt, um die sinnvollste und für den täglichen Gebrauch am besten geeignete Konstruktion ausfindig zu machen. Die Entwürfe der einzelnen am Bau beteiligten Firmen wichen teilweise deutlich voneinander ab.

Die DRG ordnete die Kleinlokomotiven sehr früh einer eigenen Gattung zu. Lediglich die ersten 16 Maschinen wurden noch als A 6000 – A 6003 bzw. V 6004 – V 6015 bezeichnet. Das "V" stand für Verbrennungslokomotiven, das "A" für akkumulatorgespeiste Loks. Bereits 1931 wurde der Kennbuchstabe „K“ als allgemeiner Kennbuchstabe für die kleinen Rangierloks eingeführt. Ergänzt wurde dieser um weitere Merkmale, aus denen die Art des Antriebs bzw. der Kraftübertragung der Lok erkennbar waren.

1. Merkmal: Art des Antriebs:
ö = Dieselmotor (Öl)
b = Vergasermotor (Benzol)
d = Dampfmaschine
g = Vergasermotor (Generatorgas)
s = Speicher (ab 1960 in „a“ für Akku geändert)

2. Merkmal: Art der Kraftübertragung:
e = elektrische Kraftübertragung
f = Flüssigkeitsgetriebe
(ohne) = Rädergetriebe

Zu Beginn der Beschaffung und als Folge der Bemühungen im Zweiten Weltkrieg, den Betrieb von Dampf- und Diesellokomotiven auf einheimische Produkte umzustellen, wurden viele unterschiedliche Kombinationen ausprobiert. Nach bisher vorliegenden Erkenntnissen sind folgende Kombinationen dabei vorgekommen:

Kb – Kbe – Kbf – Kbs – Kd – Kg – Kgf – Kö – Köe – Köf – Ks

Die DRG unterteilte die Kleinlokomotiven in zwei Leistungsgruppen (I und II). Die Leistungsgruppe (Lg) I umfasste die Loks mit einer Motorleistung von bis zu 39 PS. Die Leistungsgruppe (Lg) II beinhaltete dementsprechend Fahrzeuge mit einer Motorleistung von 40 PS und mehr, höchstens jedoch 150 PS. Eine Leistungsgruppe III gab es zu Zeiten der DRG nicht.

Die DRG war von Anfang an bestrebt, die unterschiedlichen Entwicklungen der verschiedenen Hersteller zu vereinheitlichen. In Zusammenarbeit mit dem Reichsbahn-Zentralamt für Maschinenbau (RZM) Berlin wurden sowohl für die Kleinloks der Lg I wie auch für die Lg II Einheitstypen entwickelt. Bei den Lg I griff man auf einen Entwurf des Herstellers Windhoff zurück, bei den Lg II war es maßgeblich der Hersteller O&K.

Seit den Jahren 1933/1934 wurden nur noch Einheitskleinloks beschafft, wobei es hinsichtlich des Antriebs und der Kraftübertragung durchaus noch verschiedene Varianten gab. 1936 endete die Beschaffung von Kleinloks der Lg I, nachdem man sich für die ausschließliche Weiterbeschaffung der Lg II entschieden hatte.

Im Jahr 1937 wurde die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft aufgrund einer Anordnung Hitlers wieder der Obhut des Staates unterstellt, die Bezeichnung änderte sich wieder in Deutsche Reichsbahn. Die Abkürzung DRB, die wir in den Fahrzeugportraits verwenden, wurde seinerzeit nicht sofort verwendet, sondern entstand erst nach und nach (auch "DRb"), um die verstaatlichte Reichsbahn von der DRG (und der späteren DR in der Deutschen Demokratischen Republik) abzugrenzen. Die Beschaffung von Kleinloks der Lg II ging unverändert weiter. Auch der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges änderte daran nichts, da die Kleinloks als „kriegswichtig“ eingestuft wurden. Dies lässt sich auch daran erkennen, dass ab 1941 in mehreren Tranchen mehr als 350 Loks für den Einsatz beim Oberkommando des Heeres (OKH) und andere Einheiten „abkommandiert“ wurden. Bis 1944 wurde die Produktion von Kleinloks der Lg II unter sich ständig verschlechternden Bedingungen weitergetrieben, wobei es auch zu Produktionsverlagerungen von einem Hersteller zu einem anderen kam.

Nach dem Zusammenbruch Deutschlands 1945 ruhte die Produktion erst einmal, zumal die Alliierten den Neubau von Lokomotiven verboten. Ab 1947 begann aber die Fertigstellung von Loks, die bereits während des Krieges angearbeitet worden waren und vornehmlich an Privatbahnen und Industriebetriebe geliefert wurden. Jedoch bereits 1948 bestellte die Bahnverwaltung in den westlichen Besatzungszonen neue Kleinloks der Lg II bei den Lokomotivherstellern. Im Zeitraum 1948 bis 1960 wurden 701 Neubauloks beschafft, wobei aber nur noch die Hersteller KHD (Deutz), Jung, O&K und Gmeinder an dem Auftrag beteiligt wurden. Im Jahr 1965 wurde eine letzte Serie von 35 Maschinen beschafft – obwohl mittlerweile die moderneren Kleinloks der Leistungsgruppe III (Köf 10 bzw. 11) in 320 Exemplaren bestellt und größtenteils ausgeliefert waren. Die Lg III wurde von der DB 1959 eingeführt und dehnte den Kleinlokbegriff nun auch auf Lokomotiven für den Leistungsbereich von 150 bis 240 PS aus.

Bei der Staatsbahn der DDR, die den Namen Deutsche Reichsbahn aus formalen Gründen beibehielt, aber unter der Abkürzung „DR“ firmierte, wurden nur noch sehr wenige Kleinloks der Lg II als Neubau bzw. Umbau im Raw Dessau hergestellt und in Betrieb genommen. Hier wurden vielmehr die vom Lokomotivbau Babelsberg (vormals O&K) entwickelten Rangierloks der Baureihen V 22 und V23 (beide mit Stangenantrieb) in größerer Stückzahl hergestellt. Diese werden zu einem späteren Zeitpunkt ebenfalls Thema auf deutsche-kleinloks.de sein. Für den Verschub in Bahnbetriebswerken beschaffte die DR von LEW hergestellte Akkuschleppfahrzeuge (ASF).

Mit der weiterentwickelten Lg III, der Köf 12 bzw. 333 endete 1979 auch bei der DB die Beschaffung und Weiterentwicklung von Kleinlokomotiven aufgrund verschiedener Ursachen. Einerseits gab es keinen Bedarf an neuen Kleinloks mehr, zudem wurden viele Kleinloks der Lg II durch entsprechende Stillegungen von Gleisanlagen und Bahnhöfen sowie durch den Rückgang im Güterverkehr arbeitslos.

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